ARD-Reform :
Die ARD muss schnell zum Netzwerk werden

Von Helmut Hartung
Lesezeit: 10 Min.
Der WDR-Rundfunkratsvorsitzende Rolf Zurbrüggen und die WDR-Verwaltungsratsvorsitzende Claudia Schare sitzen auch in der Runde aller ARD-Gremienchefs. Von dort aus wollen sie der Reform des Sendeverbunds Impulse geben. Damit es, wie sie sagen, vorangeht.
Die Reform der Öffentlich-Rechtlichen steht auf der Agenda. Was daraus wird, fragen wir die Gremienchefs Claudia Schare und Rolf Zurbrüggen. Sie plädieren für Wandel. Ist das die Revolution, die der WDR-Intendant Tom Buhrow ausgerufen hat?
Es ist in jüngster Zeit viel von Reformen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks die Rede, auch bei der ARD. Warum brauchen wir die ARD noch?
Zurbrüggen: Einfach gesagt: weil die ARD am besten zur Verfasstheit unseres Landes als föderalem demokratischen Zusammenschluss passt. Verschieden große und starke föderale Einheiten wirken hier wie dort zusammen, mal miteinander, mal im Wettbewerb. Das ist nicht immer leicht, aber es schafft Raum für Synergien und Widerstände, checks and balances, Pluralität und Integration. Das müssen wir künftig noch ausbauen. Denn beides ist wichtig. Gerade in einer Zeit, in der wir globale Krisen zu lösen haben, die gesamtgesellschaftliche Anstrengungen erfordern. In Krisensituationen lösen sich Gewissheiten auf, individuelle Freiheiten können eingeschränkt werden und soziale Fragen vernachlässigt. In solchen Situationen helfen nur sehr breit geführte Debatten. Das ist kein Selbstläufer. Dafür braucht es einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Er ist gedacht als Mittel für die Selbstverständigung einer Gesellschaft, die immer mehr fragmentiert ist, was es nicht einfacher macht. Dabei sind alle journalistisch-redaktionellen Mittel und Gestaltungsformen recht. Nur ein starker, unvoreingenommener, föderal verankerter öffentlich-rechtlicher Rundfunk kann der gesamten Gesellschaft regionale und globale Problemlagen bewusst machen, das Nachdenken über Lösungen anregen, den nötigen Debatten Raum bieten und ein Gegengewicht bilden zu den Narrativen der Mächtigen, seien es Regierungen, Parteien, Konzerne oder Multimilliardäre. Leider ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk dafür nicht mehr immer stark genug.
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