Ein starkes Fortbildungsangebot bedeutet eine starke Aufsicht

1. Worum geht es beim Thema Fortbildungen und wie ist der aktuelle Stand?

Zeitgemäße Onboarding- und Fortbildungsangebote für die Mitglieder von Verwaltungs- und Rundfunkräten sind m. E. schlicht eine notwendige Orientierungshilfe. Angesichts der Anforderungen durch den Medienstaatsvertrag gewinnt das Thema noch zusätzlich an Relevanz. Die GVK möchte die Gremienmitglieder bei der Wahrnehmung ihrer, auch teilweise neuen, Aufgaben bestmöglich unterstützen. Konkret sollen sogenannte "web-based-Trainings" angeboten werden, die man zeitlich und örtlich flexibel absolvieren kann. Dazu wird mit der "ARD.ZDF medienakademie" als Dienstleister auf der akademie-eigenen E-Learning Plattform "Campus" ein Bereich für die Gremienfortbildungen geschaffen. Trainings zu zwei sehr aktuellen und von der GVK bearbeiteten Themen sollen noch in diesem Jahr angeboten werden: ein Modul zur Qualitätsbewertung der Programmangebote und ein Modul zum Thema Gremien-Compliance. Ergänzt wird dieses Angebot durch bereits existierende Kurse aus dem Portfolio der Medienakademie, z. B. zum Thema künstliche Intelligenz. Wenn die Angebote gut angenommen werden, sollen weitere folgen.

2. Wo sehen Sie Veränderungs-/Zukunftspotential eines Fortbildungsangebots für Gremienmitglieder?

Wir haben schon Vorerfahrungen. Für die neuen Mitglieder des BR-Rundfunkrats haben wir beispielsweise 2022 und 2023 ein Angebot von sieben thematischen Online-Workshops gemacht, die wir zudem zur späteren Nutzung aufgezeichnet haben. Auffällig war, dass auch Mitglieder teilgenommen haben, die schon länger dem Gremium angehören. Derartige Angebote geben Orientierung und Sicherheit – zumal die Arbeit der Gremien sich durch neue gesetzliche Vorgaben, ebenso wie durch technologische Entwicklungen, etwa durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz, noch weiter verändern wird. Ein starkes Fortbildungsangebot, das auf der Höhe der Zeit und dem Stand der Technik ist, bedeutet daher auch eine starke Aufsicht. Entscheidend ist selbstverständlich die Anwendung im Alltag der Aufsicht. Deshalb ist mir wichtig, dass weitere "interaktive" Lernformate, z. B. Webinare, aber auch Präsenzveranstaltungen hinzukommen: das individuell Angeeignete soll in der Gemeinschaft vertieft und die Anwendung geplant werden.

3. Welches Modul halten Sie für das Bedeutendste?

Das muss letztlich jedes Gremienmitglied für sich selbst herausfinden! Bei unseren Onboarding-Angeboten hat sich gezeigt, dass alle gleich gut in Anspruch genommen wurden, egal ob es sich z.B. um Fragen von Wirtschaft und Finanzen, Rechtsgrundlagen oder journalistischer Arbeit handelte. Für mich sind das Interesse und die Nachfrage am wichtigsten. Bei der Qualitätsbewertung etwa steht zunächst die Methodik im Vordergrund: Wie gelingt Aufsicht in Sachen Qualität? Angesichts der Vielfalt des programmlichen Angebots könnten Vertiefungsangebote interessant sein: Diskursqualität, Filmästhetik oder Nutzungsführung sind nicht nur sehr unterschiedlich, sondern auch unterschiedlich zu beurteilen. Fortbildungsangebote sollen Rundfunkräten Hilfestellungen bieten, um dieser Aufgabenstellung gerecht werden zu können. Wir müssen auch an die Aspekte denken, die bislang weitgehend zu kurz kommen: Was kann maschinengestützte Datenanalyse und moderne Medienforschung leisten? Und bei allen Angeboten für Gremienmitglieder dürfen wir das mir persönlich sehr wichtige grundlegende Thema nicht vergessen: Wie funktioniert der öffentlich-rechtliche Rundfunk und was macht ihn aus? Aber das ist nicht nur ein Angebot für Gremien, sondern für alle – wir arbeiten daran!

29.2.2024