Ohhh, da lassen Sie uns lieber von Motivation sprechen. Ich halte es für eine Bürgerpflicht, sich für Belange unseres Gemeinwesens zu interessieren und sich je nach Möglichkeit dafür auch zu engagieren. Mir wurde qua Wahl die Möglichkeit eröffnet, das für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu tun. Und darüber freue ich mich nach wie vor durchaus, auch wenn jetzt noch ein ordentliches Päckchen Arbeit hinzukommt. Denn der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist ein unverzichtbar wichtiger Bestandteil unserer publizistischen, mehr noch geistigen und demokratischen, Infrastruktur, den es zu bewahren und zu pflegen gilt.
Eher möchte ich mich an meinen erfolgreichen Vorgängerinnen und Vorgängern orientieren. Jede und jeder von ihnen hatte besondere Herausforderungen zu bestehen und hat das auf ihre und seine je eigene Art geschafft. Ich möchte es ihnen auf meine Art gleichtun. Eine Besonderheit ist dabei, dass ich im Rahmen der Partnerschaft Radio Bremens mit dem ARD-Vorsitz-Sender Hessischer Rundfunk in das Amt gekommen bin und nicht automatisch als Organ der Vorsitzanstalt. Das ist eine ungewohnte Konstellation, die wie alles Neue vielleicht auch Chancen bietet. Und ein Vorsitzender ist ja immer erster Diener seines Gremiums. Was mir helfen wird, ist der konstruktive und kollegiale Spirit, der in der GVK über alle Sendergrenzen und über alle Unterschiede an Herkunft und Erfahrung, auch über politische Orientierungen hinweg herrscht. Dieses Vorbild für sachorientiertes föderales und demokratisches Zusammenwirken zu erhalten, darauf möchte ich besonderen Wert legen. Eine Grundvoraussetzung dafür, diese Aufgabe als Ehrenamtler unter Ehrenamtlern überhaupt hinkriegen zu können, ist gegeben: nämlich ein hoch kompetentes, tatkräftiges und auch menschlich überzeugendes Team in der Geschäftsstelle. Chapeau!
Wie die genau aussehen, lässt sich zu der Zeit, da wir dieses Interview führen, noch gar nicht sagen (Anm. Red.: Das Interview wurde am 13.11.2024 geführt). Auf jeden Fall sind es die Folgen der medienpolitischen Entscheidungen der Länder, je nachdem, ob es doch ein komplettes Paket aus Reform und Finanzierung wird oder nur ein halbes – oder auch gar keins. Auf jeden Fall muss die auftragsgemäße und damit verfassungskonforme Finanzierung gesichert werden. Aus allen denkbaren Alternativen die richtigen Konsequenzen abzuleiten und umzusetzen, dabei wird die GVK die ihr zukommende Rolle einnehmen und ausfüllen.
Die Aufsicht wurde ja bereits durch den dritten und den vierten Medienänderungsstaatsvertrag gestärkt. Deshalb kann ich die Skepsis gegenüber einer weiteren Kontrollinstitution nachvollziehen, anderseits aber auch die medienpolitische Intention, das Gesamtsystem besser in den Blick zu nehmen. Denn wir Gremien schauen notabene darauf, wie der uns jeweils zur Aufsicht anvertraute Sender seinen, im Fall der GVK die ARD, ihren Auftrag erfüllt. Also kommt es ganz darauf an, wie der Medienrat aufgestellt wird. Zwar braucht jedes Gremium natürlich einen Unterbau, wenn daraus aber, zugespitzt gesagt, eine 200-Mann/Frau-Behörde würde, bekämen wir womöglich konkurrierende Kontrollen und noch mehr Stimmengewirr. Wenn der Auftragsbericht des Medienrats aber evidenzbasiert auf Lücken hinweisen würde, die bei aller Auftragserfüllung durch ARD, ZDF und Deutschlandradio doch noch bleiben, oder auf Überlappungen im Programm, die man entflechten könnte, ohne die Programmautonomie der Anstalten zu gefährden, könnte der Medienrat ein kluger Ratgeber aller Organe der Anstalten und auch der Medienpolitik werden. Würde er jedoch ein Promotor des „Weniger“ statt des „Besser“, wäre das alles andere als eine gute Entwicklung.
Liebe gute Fee, würde ich sagen, bitte mach‘, dass wir aufhören, in unserem Land auch noch die geistige Infrastruktur auf Verschleiß zu fahren. Das wäre mein dringlichster Wunsch. Nicht dass wir uns wie schon bei bröselnden Brücken und ausfallenden Zügen eines Tages bestürzt fragen, wie uns das nur passieren konnte. Dann würde ich ihr noch zwei egoistische Wünsche eines ehrenamtlich engagierten Ruheständlers nennen: Wenn Du machst, liebe Fee, dass ich gesund und fit bleibe und dass es auch ein bisschen Spaß macht, dann bist Du nicht nur eine gute, dann bist Du die beste Fee! Ex-Werder-Präsident Fischer hat mal gesagt, bei einem Ehrenamt müsse die Freude wenigstens 51% ausmachen, die Last höchstens 49%. Schaumermal!
11.12.2024